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Des Sängers Stütze

Die Kunst des Ausatmens

Aus dem Bauch heraus singt‘s sich halt am besten. Bloß was bedeutet das? Und was meint man, wenn man vom „starken Zwerchfell“ predigt? Schwurbel?

Das Zwerchfell ist ein großer, halbbewusster Muskel, der sich unterhalb der beiden Lungenflügel kuppelförmig zwischen Brust- und Bauchraum spannt. Es hat eine Aufgabe: Es zieht sich zusammen, wenn wir einatmen, erzeugt dadurch Unterdruck und saugt so Luft in unsere Lunge. Wenn wir ausatmen, entspannt es sich.

Halbbewusst bedeutet, dass das Zwerchfell seine Arbeit „automatisch“ macht — wär schad, wenn ich zum Atmen aufhörte, sobald ich nicht mehr daran denke — aber wir haben zusätzlich die Möglichkeit, es willentlich zu beeinflussen.

Das Singen ist eine Kunst des Ausatmens

Um zu singen, müssen wir einen subglottischen Druck aufbauen — konstant, ideal und kontrolliert. Der dadurch erzeugte Luftstrom will durch die Stimmritze entweichen und versetzt so unsere gespannten Stimmbänder in Schwingung.

Da sich das Zwerchfell aber entspannt, wenn wir ausatmen, ist‘s klar, dass wir ein langsames, stetes Loslassen des Muskels üben. Wir suchen also eigentlich die Gegenspieler zum Zwerchfell! Alle Muskeln, die sich der Ausatmung, sprich einem „Zusammenfallen des Brustkorbs“, entgegenstellen können, nehmen wir dafür zu Hilfe. Wir trainieren dafür überwiegend unsere Zwischenrippenmuskulatur, aber genauso auch unsere Bauch- und Rückenmuskeln und wahrscheinlich noch viele Muskeln, die nur noch die Fachfrau kennt, mehr.

Zittert die Stimme oder verbrauchen wir viel zu viel Luft beim Singen, dann haben wir wahrscheinlich das Zwerchfell im Stich gelassen. Dann ächzen unsere Stimmbänder. Denn man könnte sie liebevoll und anatomisch natürlich völlig unrichtig die “Schließmuskeln“ der Lunge nennen. Sind die armen Bandeln die einzigen, die gegen das Windrad kämpfen, ereilt sie das Schicksal eines Don Quijote.

Ein garantiertes Aha!erlebnis in puncto Stütze liefern diese zwei einfache Übungen:

  1. Man atme alle Luft aus der Lunge aus und beginne zu „knarren“ bis man nicht mehr kann (stoppe bevor du ohnmächtig wirst — ha ha, Scherz lass nach).
  2. Man atme ein so viel man kann und knarre, bis man nicht mehr kann.

Das stimmlose Knarren gibt uns recht schnell ein Gefühl dafür, wie sich ein konstanter, minimaler Luftfluss anfühlt und welche Muskeln sich dafür richtig anstrengen müssen!

Published inGesangstechnikGrundsätzliches

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